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28.03.2022 Hobbymesse Leipzig

„Eine Spielidee funktioniert auch ohne ausgefeilte Grafik. Aber dann wäre es einfach langweilig.“

Seit 2009 wird auf der Leipziger Freizeitmesse modell-hobby-spiel der Spielgrafikpreis GRAF LUDO vergeben und würdigt damit die grafische Gestaltung von Spielen. Im letzten Jahr hat der US-Amerikaner Andrew Bosley mit dem Spiel Everdell (Verlag: Starling Games/ Pegasus Spiele) den Spielgrafikpreis in der Kategorie „Beste Familienspielgrafik“ erhalten. Im Interview erzählt er uns, wie er vom Preis erfahren hat, worauf er bei der Entwicklung einer Spielgrafik achtet und welches Spiel er am liebsten spielt. Die Bewerbung für den GRAF LUDO 2022 ist noch bis Freitag, 1. April 2022, möglich.

Sie haben im letzten Jahr den Spielgrafikpreis GRAF LUDO bekommen. Wie haben Sie von Ihrem Sieg erfahren?

[lacht]. Ich habe eine Mail vom Verlag bekommen und war – um ehrlich zu sein – ziemlich überrascht. In den USA ist der Preis unbekannt, und ich war kurzzeitig nicht sicher, ob es Spam ist. Als dann aber klar war, ich habe wirklich gewonnen, war ich natürlich sehr glücklich – und habe mich zugleich gefragt: Warum gibt es keine zentrale Institution, die auch in den USA Spielegrafiker ehrt? Es ist so eine wunderbare Wertschätzung unserer Arbeit.

Was bedeutet der Preis für Sie?

Sehr viel. Everdell ist ein Spiel, in dessen Grafik ich sehr viel Leidenschaft und viel Persönlichkeit gesteckt habe. Die Grafik von Brettspielen ist oft eher eine Auftragsarbeit. In Everdell steckt ganz viel Geist, ganz viel Kopfarbeit, ganz viel Liebe zum Detail. Ich freue mich, dass die Jury diese Arbeit gesehen hat. Ich bin sehr stolz auf diese Grafik – und nun umso mehr.

Wie genau läuft denn der Prozess ab? Wie entsteht die Spielgrafik?

Das ist natürlich immer etwas unterschiedlich. Ich bin fast nie in Kontakt mit dem Spieleentwickler selbst, sondern direkt mit dem Verlag. Im besten Fall gibt es einen Prototyp, den ich spielen kann. Meist ist das aber nicht der Fall. Zu Beginn unserer Zusammenarbeit erhalte ich einen Überblick über die grobe Spielidee und entwickle dann meine Ideen. Oft lerne ich erst den kompletten Spielmodus kennen, wenn das Spiel fertig ist – immer wieder ein spannender Moment.

Wieviel Freiheit haben Sie bei der Entwicklung der Grafik?

Seitens des Verlages bekomme ich ein Rahmenthema vorgegeben. Das ist mir auch sehr wichtig. Sonst würde man schnell aneinander vorbei arbeiten. Auf dieser Basis entwickele ich dann die verschiedenen Materialien wie Spielplan, Karten, Figuren etc.

Welche Funktion hat in Ihren Augen die Spielgrafik?

In erster Linie sorgt es für Aufmerksamkeit beim Kunden. Nachweislich entscheidet die Grafik oft darüber, wonach der Kunde zuerst im Regal greift. Darüber hinaus unterstützt die Grafik natürlich die Spielidee und führt – wenn es gelungen ist – zu einem besseren Spielerlebnis. Klar: Eine Spielidee funktioniert auch ohne ausgefeilte Grafik. Aber dann wäre es einfach langweilig.

Inwieweit greifen Sie in die Spieleidee ein?

Ich versuche mich da eher zurückzuhalten. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es Stunden dauert, bis eine Spielidee entwickelt ist. Da steckt viel Gehirnschmalz, viel Kraft drin. Wenn ich tiefer in die Idee einsteige, stelle ich manchmal schon eine Frage zum Konzept. Oft werden dann aber auch gute Gründe wie Budgetbeschränkungen oder Vereinfachung der Spielidee, deutlich.

Was ist Ihr persönliches Lieblingsspiel – sowohl im grafischen Sinne als auch aus inhaltlicher Sicht?

Mein absolutes Lieblingsspiel ist Scythe. Die Spielidee ist nicht total verrückt, aber jedes Mal, wenn ich es mit Freunden spiele, verschwinde ich für Stunden an einen anderen Ort, habe das Gefühl in einer anderen Welt zu sein. Was könnte ein Spiel Besseres leisten?

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